Samstag, 13. März 2010

DDR: Wirtschaftspolitische Entwicklung der DDR

Vergleich DDR und BRD hinsichtlich der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung

Die Ausgangssituation nach 1945
Marshallplan greift in Westdeutschland, nicht in Ostdeutschland.
Währungsreform in der Westdeutschen Zone, Einführung der D-Mark. Verbunden mit Berliner Blockade durch die UdSSR (1948/49) und der Luftbrücke durch die USA.
Gründung der BRD am 24. Mai 1949 auf Londoner Sechsmächtekonferenz (England, USA, Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg).
Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 durch Volkskongress, mit Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR, Otto Grotewohl wird Ministerpräsident. Wird aber erst 1954 als souveräner Staat durch die UdSSR erklärt.
Sowjetunion kontrolliert Vorgang und Entnazifizierung in der DDR.
Höherer Geldwertschaden in Ostdeutschland, Reparationszahlungen an UdSSR und Polen.
Hochseehäfen zerschlagen und ohne Handelsbeziehungen, Binnenmarkt zerschlagen.
Keine Lieferung von Rohstoffen und Industriegütern.
Lange Zeit auch keine Ölförderung durch arabische Staaten.
Demontage der verbliebenen Industrieanlagen durch die UdSSR
Kaum Aufbau von Schwerindustrie und Vernachlässigung des Aufbaus der Leichtindustrie in der DDR.
Bodenreform / Enteignung / Zentralisierung / Planwirtschaft. Bodenreform enteignete Millionen von Bürgern. Folge: Zersplitterung landwirtschaftlicher Produktionsmöglichkeit.
Durch Zentralisierung mussten Minimalgewinnmargen der Betriebe an Staat gezahlt werden.
Wirtschaftliche Stagnation und extrem hohe Staatsverschuldung.
Hohe Arbeitsunfähigkeit im Osten

Die politische Lage in den 50er und 60er Jahren
Gründung gegenseitiger Wirtschaftshilfe in osteuropäischen Ländern (RGW)
Gründung der NATO (1949) als Militärisches Bündnis Westeuropas und Nordatlantik.
1945 Gründung der UNO zur Wahrung des Weltfriedens und Achtung der Menschenrechte
1955 Gründung des Warschauer Paktes.
Koreakrieg (1950-53) Militär der UdSSR muss mitfinanziert werden.
17.Juni 1953 Arbeiteraufstand. Aufgrund von erhöhten Arbeitsnormen kommt es am 17.Juni 1953 zum Streik, der sich in einem Arbeiteraufstand entlädt. Protestbewegung für verbesserte Arbeitsbedingungen, freie Wahlen, Ablösung der Regierung. Niederschlagung durch russische Panzer.
Keine Selbstverwaltung / Auflösung der fünf Länder, in 14 Bezirke, Berlin Hauptstadt der DDR
Bau der Mauer am 13.8.1961
Überwachung durch die Stasi und durch IM, Einparteienstaat / SED

Aufschwung in den 70er Jahren in der DDR
Aufschwung in den späten 70-er Jahren, mit hohem Export der DDR Produkte.
Ab 1974 nehmen fast alle Staaten diplomatische Beziehungen mit der DDR auf.
Konsum- und Sozialpolitik kommt Bedürfnissen der Bürger nicht nach.
Volle Souveränität der DDR. Völkerrechtliche Anerkennung weltweit. Ab 1974 nehmen fast alle Staaten diplomatische Beziehungen mit der DDR auf.
Versuch, die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik zu realisieren. Versuch, Produktivität und innovative Technologie zu erhöhen.
Wohnsituation wird entscheidend verbessert. Jede Familie soll Anspruch auf eine Wohnung haben.
Familienförderung mit Kindertagesstätten und besserer Wohnsituation.
Schulpolitik: Arbeiterfamilien werden bevorzugt, verbunden mit gesellschaftlichem Einsatz.
Sozialprogramm wird ausgebaut, jedoch verbunden mit hoher Staatsverschuldung.

Stagnation in den 80er Jahren
Konnte man in den späten 70-er Jahren noch einen Aufschwung durch Honecker verspüren, musste man spätestens in den 80-er Jahren eine nicht mehr aufholbare Staatsverschuldung feststellen. Folge: Hohe Kreditaufnahme und verstärkter Versuch, an Devisen zu kommen. Milliardenkredite seitens der BRD an die DDR.
Hoher Export der DDR Produkte. Eigenen Bürger können die Produkte nicht erstehen. (Ausnahme: Intershops)
Weitere Betriebe werden verstaatlicht. Eine Selbständigkeit im eigentlichen Sinne gab es nicht mehr. VEB = Volkseigene Betriebe
Stabilität der DDR bröckelt jedoch hinter der außenpolitischen Fassade.
Zusätzlicher Reformkurs durch Reformkurs der UdSSR unter Gorbatschow (Glasnost und Perestroika).
Wirtschaftliche Stagnation in der DDR durch Planwirtschaft und Reformstau und extrem hohe Staatsverschuldung.
Zunehmende Unzufriedenheit unter der Bevölkerung.
Staatssicherheit: Massiver Ausbau des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Anstieg der „inoffiziellen Mitarbeiter“ (IM) auf ca. 180.000. Höchste Dichte an Geheimpolizei. Bewachung jedes Lebensbereiches. Künstler, Presse

Die Wendezeit
Ungarn, Tschechien und Polen nehmen DDR Flüchtlinge in den Botschaften auf. Der Anfang vom Ende der DDR.
Ungarn öffnet 1989 die Grenzen. Große Flüchtlingswellen und Leipziger Montags-demonstrationen, die letztlich zum Sturz des DDR Regimes führen, unter Mithilfe von Gorbatschow.
Noch am 7.10.1989, auf dem 40. Parteitag der SED wird offiziell verkündet, dass mit der DDR „alles in Ordnung sei“. Zehn Tage später muss Honecker zurücktreten.
Wirtschaftliche, bündnispolitische, außenpolitische, ideologische und legitimatorische Umstände führten zum Zusammenbruch der DDR.
Das Nichteingreifen sowjetischer Streitkräfte beim den Montagsdemonstrationen in Leipzig besiegelte zudem das eigentliche Ende der DDR im Voraus.

4 Kommentare:

  1. Freilich, die DDR hatte signifikante ökonomische Probleme. Aber Sie war 1989 nicht "pleite" oder komplett marode! Nicht nur konnte sie bis zum Schluss ihre Schulden bedienen, auch die jährliche Auslandsverschuldung sank von über 25 Mill. DM im Jahre 1982 auf unter 20 Mill. DM im Jahre 1989. Übrigens wird die Tatsache, dass die DDR 1989 nicht „bankrott“ war auch von bürgerlichen Historikern längst eingeräumt. Rainer Karlsch schreibt etwa: „Bankrott war die DDR trotzdem nicht“ (Karlsch, Rainer, „Weltniveau“. Spitzenleistungen in Technik und Produktion?, in: Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand, hg. von Thomas Großbölting, Bonn 2010, S. 22-49, hier S. 45. Dieses Buch wird übrigens ebenfalls herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung). Der Ökonom Karl Mai schreibt: „Zu Ende 1989 belief sich das Netto-Zahlungsdefizit auf 209 % der Jahresausfuhr in die westlichen Industrieländer (ohne IDH). 1981 hatte diese Relation 407 % betragen, war also vergleichsweise weitaus ungünstiger. In absoluter Höhe war 1989 das gesamte West-Zahlungsdefizit auch niedriger als 1985. […] Bis zuletzt blieb die DDR pünktlicher Schuldendienst-Zahler im Verkehr mit ihren westlichen Gläubigerbanken.“ (Mai, Karl, Für eine objektive Aufarbeitung der DDR-Geschichte: War die DDR bankrott und total marode? – Fiktion und Wirklichkeit 1989, 2006 http://www.memo.uni-bremen.de/docs/m2706b.pdf )

    Sie dürfen außerdem nicht die ungleich härteren Ausgangsbedingungen der DDR ignorieren: auf dem Gebiet der DDR befanden sich 1945 sehr geringe industrielle Kapazitäten; hinzu kamen die massiven Deportationen durch die Sowjetunion; weiter kamen die massiv hohen Reparationszahlungen an die Sowjetunion hinzu, die die höchsten im 20. Jahrhundert gezahlten Reparationsleitungen überhaupt waren; einen Marshall-Plan konnte die DDR hingegen nicht in Anspruch nehmen; eine Schwerindustrie musste aus dem Boden gestampft werden, da der Westen eine entsprechendes Embargo gegen die DDR verhängte; Hunderttausende gut ausgebildete Fachkräfte wurden durch die BRD abgeworben – all diese Faktoren dürfen doch nicht, will man ernsthafte historische Forschung betreiben, ignoriert werden. Denn von diesen extremen ökonomischen Nachteilen der DDR gegenüber der BRD konnte sie sich nicht mehr in dem Maße erholen, dass sie die BRD wirtschaftlich hätte einholen können. (Zu den Reparationen, die die DDR leisten musste, schreibt Karl Mai: „Dieser Umfang übertraf noch die Gesamtsumme der nach dem Krieg aus den USA geleisteten Marshall-Plan-Hilfe nach dem westlichen Europa insgesamt und war ca. 12fach höher als der für die drei Westzonen bestimmte Anteil hiervon.“)

    PS: in Ihrem Artikel „Aufarbeitung der DDR von der PDS / Die Linke nicht gegeben“ (wo die Kommentarfunktion zur Zeit ja leider nicht funktioniert) schreiben Sie unter der Überschrift „Wie sah die Wirklichkeit aus? - Zum DDR-Alltag gehörte“ von angeblichen „Zwangsmitgliedschaft(en) in paramilitärischen Kampftruppen“. Können Sie diese hahnebüchene Behauptung belegen? Die Mitgliedschaft in den Betriebskampfgruppen war freiwillig! Mein Onkel war auch in einer solchen Betriebskampfgruppe Mitglied – aber eben freiwillig!

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  2. Aber das ignoriere ich nicht, sondern das ist Grundwissen. In irgendeinem meiner Beiträge gehe ich ein auf die unterschiedlichen Voraussetzungen. Sie erzählen damit leider nichts neues. Ungeachtet dessen macht es das System nicht besser. Und noch einmal: Mit einer Planwirtschaft ist kein Staat zu machen, und schon gar nicht eine funktionierende Wirtschaft. Man kann nicht das eine Jahr einer Firma XY sagen, sie solle Schrauben herstellen für die nächsten fünf Jahre in gleicher Stückzahl und die Preise solange zu subventionieren, dass die Bevölkerung sich denkt, dass die Preissteigerung gleich Null ist, sich der Staat aber massiv dabei verschuldet und nebenbei gesagt, der private Unternehmer kein Gewinn macht und auch nicht machen darf. Einzelnen Unternehmen wurde ja schon vorgeschrieben, was sie zu produzieren hätten. Wo ist da die Gerechtigkeit. Und Ihre Zahlen über das Wirtschaftswachstum sind Zahlen, die so keine Gültigkeit haben. Sie sind in Ihrer Interpretation schlicht und ergreifend falsch. Aber sei es drum. Und vergessen Sie nicht, dass es sich hierbei um Überblicksdarstellungen handelt und nicht um ein Proseminar. Hoffentlich klärt Sie mal bald jemand auf über die Verlogenheit und Doppelmoral auch der Nachfolgepartei der SED, deren Mitglied Sie ja offensichtlich zu sein scheinen.

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  3. Sie schreiben: "Einzelnen Unternehmen wurde ja schon vorgeschrieben, was sie zu produzieren hätten. Wo ist da die Gerechtigkeit."
    Was bitteschön hat es mit (Un-)Gerechtigkeit zu tun, einem Unternehmen Produktionsvorgaben zu machen? Bei Gerechtigkeit geht es doch nun wirklich um anderes.

    Sie schreiben: "Und Ihre Zahlen über das Wirtschaftswachstum sind Zahlen, die so keine Gültigkeit haben. Sie sind in Ihrer Interpretation schlicht und ergreifend falsch."
    Aha. Gutes Argument...

    "Hoffentlich klärt Sie mal bald jemand auf über die Verlogenheit und Doppelmoral auch der Nachfolgepartei der SED, deren Mitglied Sie ja offensichtlich zu sein scheinen."
    Falsch - ich bin kein Mitglied der Linkspartei, da diese Partei in meinen Augen eine viel zu sehr reformistisch gesinnte Partei ist. Aber inwiefern die Linkspartei verlogen sein soll würde mich durchaus interessieren. Aber auch hier polemisieren Sie ja nur, wie man das von Ihnen kennt, ohne Argumente zu liefern... Wirklich sehr schade, dass Sie dermaßen unsachlich sind und entweder unwillig oder unfähig, auch nur halbwegs differenzierte Analysen vorzulegen.

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  4. Sie stellen sich leider endgültig ins völlige Abseits!

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