Samstag, 16. Januar 2010

Erzählperspektiven, Erzählformen, Erzählzeiten

Erzählsituation - Erzählperspektive - Erzählverhalten
Das in epischen (also erzählenden) Texten zu vermittelnde Geschehen kann in der Weise mitgeteilt werden, dass

a) die Figuren sich selbst mitteilen (direkte, indirekte, erlebte Rede; innerer Monolog, Bewusstseinsstrom) oder
b) ein Erzähler als vermittelnde Instanz auftritt.

Es lassen sich drei typische Erzählsituationen unterscheiden:

Auktoriale Erzählsituation
(von lat. auctor = Urheber, Berichterstatter):
Der Erzähler befindet sich außerhalb der von ihm dargestellten Welt. Er weiß, wie das Geschehen verlaufen wird und warum die Personen so und nicht anders handeln (allwissender, olympischer Erzähler). Er kann das Geschehene sachlich referieren, sich aber auch in das Geschehen einschalten, indem er auf Zukünftiges vorausweist, Vergangenes oder Gegenwärtiges kommentiert, sich von der Handlungsweise der Figuren distanziert oder das Geschehen aus seiner Sicht bewertet (Erzählerbericht bzw. Erzählerkommentar). Im Extremfall kann der Erzählerkommentar das fiktive Geschehen völlig überlagern. Im Allgemeinen jedoch hält sich der Erzähler im Hintergrund und beschränkt sich auf die Darstellung der fiktiven Wirklichkeit und auf wenige Einmischungen.

Personale Erzählsituation:
Hier tritt der Erzähler völlig hinter das zu vermittelnde Geschehen zurück. Es gibt keinen Erzähler als Vermittler zwischen fiktiver Wirklichkeit und Leser. Der Leser betrachtet die dargestellte Welt durch die Augen einer Romanfigur („Reflektor-figur“).
Dadurch wird beim Leser der Eindruck der Unmittelbarkeit erweckt. Das Geschehen wird weitgehend durch Formen der Personenrede vermittelt.

Ich-Erzählsituation:
Der fiktive Erzähler ist hier selbst Teil der dargestellten Wirklichkeit; er erlebt das Geschehen mit, ja er ist Teil dieses Geschehens. Er weiß also nur, was er durch eigenes Erleben, allenfalls durch Mitteilungen Dritter erfahren hat. Diese subjektive Beschränkung vermittelt dem Leser ein besonders tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem erzählenden Ich und kann gleichsam zu einem augenzwinkernden Einverständnis zwischen Ich-Erzähler und Leser führen (so z. B. in Th. Manns „Die Bekentnisse des Hochstaplers Felix Krull“).


Erzählformen:


Szenisches Erzählen:
Überwiegen von Personenreden (Figurenreden); Dominanz von Dialogen;
Zurücktreten berichtender Passagen, also kaum Erzählerberichte.

Berichtendes Erzählen:
Zurücktreten der Personenrede (Figurenrede); kaum Dialoge;
Vorherrschen von Erzählerberichten.

Kontinuierliches Erzählen:
Einhalten der chronologischen Abfolge im Handlungsverlauf;
Vermeiden von Erzählbrüchen und Zeitsprüngen.

Diskontinuierliches Erzählen:
Bewusstes Durchbrechen der chronologischen Abfolge;
oft bewusstes Spiel mit Erzählbrüchen und Zeitsprüngen.

Zeitgestaltung:

Erzählzeit:
Zeit, die der Erzähler für die Wiedergabe seiner Geschichte braucht bzw. die der Leser zur Lektüre benötigt.

Erzählte Zeit:
Zeitraum, über den sich die erzählte Geschichte erstreckt.

Zeitraffung:
Erzählte Zeit größer als die Erzählzeit.

Zeitdehnung:
Erzählzeit größer als die erzählte Zeit (z. B. beim inneren Monolog oder Bewusstseinsstrom)

Zeitdeckung:
Erzählzeit und erzählte Zeit (annähernd) identisch (z. B. bei Dialogen).

11 Kommentare:

  1. dankeschön! :) hat mir bei meiner verbereitung für die ZAP in Deutsch sehr geholfen! gut, alles nochmal zu wiederholen :)

    AntwortenLöschen
  2. sehr anschaulich beschieben :) sehr hilfreich, vielen Dank!!

    AntwortenLöschen
  3. Sehr gut beschrieben sehr große Hilfe auf meine kommende Deutsch Klausur Dankeschön

    Schöne Grüße aus Düsseldorf

    AntwortenLöschen
  4. Vielen Dank, das waren meine Hausaufgaben :) Ich glaube darüber muss ich mir keine Sorgen mehr machen ;)

    AntwortenLöschen
  5. Vielen Dank war mir eine grosse Hilfe

    AntwortenLöschen
  6. sehr schön brauchte ich für eine arbeit! haben wir uns aber nie ordentlich erklärt aufgeschrieben :)

    AntwortenLöschen
  7. Sehr gute Erklärung :)
    Vielen Dank dafür war/ist eine große Hilfe!

    AntwortenLöschen
  8. Dankeschön!
    Das ist eine schöne und sehr übersichtliche Zusammenfassung.
    Nach so etwas habe ich gesucht.

    AntwortenLöschen
  9. Danke, das wird mir in meiner Abiturprüfung morgen echt helfen :)

    AntwortenLöschen