Die
Augen und der Blick
Auch
wenn wir alle unterschiedlich aussehende Augen haben und jeder
natürlich das Recht auf individuelle Vorlieben hinsichtlich der
Augenfarbe, der Form und Größe von Augen innehat, so
unterschiedlich sind die Blicke und die Bewegungen der Augen zu
bewerten.
Augen
gelten als Spiegel der Seele. Sachlich betrachtet können sich Augen
weiten, zugekniffen sein oder blinzeln. Pupillen können sich
vergrößern oder verkleinern. Blicke können durch einen
hindurchsehen oder an einem vorbeischauen. Augen können Tränen
verlieren oder starr wirken. Es gibt unzählige Augenblicke, deren
Wortbedeutung bereits darauf hinweist, dass es sich um
Momentaufnahmen handelt, die längst nicht immer wahrgenommen werden,
sofern man nicht selber einen aufmerksamen und gezielten Blick dafür
hat.
Es
gibt außerdem Gesichtsmimiken, die wir bewusst beeinflussen können,
wenn wir sie uns einmal bewusst gemacht haben. Es gibt aber auch
Anzeichen des Körpers, über die wir keinen oder kaum einen Einfluss
zu haben scheinen.
Weit
aufgerissene Augen lassen sich zum Beispiel kaum vermeiden, wenn wir
in Angst oder Panik geraten. Das Wegschauen hingegen ist eine zwar
für viele Menschen unbewusst eingespielte Unfertigkeit, dem anderen
nicht in die Augen schauen zu können, lässt sich aber mit
entsprechender Übung und einem gezielten Bewusstsein darüber
ändern.
Grundsätzlich
verrät ein direkter Blickkontakt mit dem Gegenüber, dass eine
Bereitschaft besteht, tatsächlich Kontakt aufzunehmen.
Ebenso
verrät ein Blick aber auch Verachtung, Abscheu, Ekel, Abneigung,
Desinteresse, Drohung oder Konkurrenz. Allerdings ist dies nicht
allein den Augen zuzuschreiben, sondern vielmehr der gesamtheitlichen
Gesichtsmimik.
In
jedem Fall sendet auch das Auge bzw. der Blick ein kommunikatives
Signal. Dieses kann als individueller Blick ausgelegt werden oder
auch als wechselseitiger Blickkontakt. Die Blicksignale unterscheiden
sich in Abhängigkeit ihrer Blickrichtung, der Dauer des Blicks, der
Pupillenerweiterung, der Häufigkeit des Blinzelns, der Richtung beim
Ausweichen des Blickes, der Öffnung der Augen bzw. der Senkung oder
Hebung der Lider und dem entsprechenden dazugehörigen
Gesichtsausdruck zum Beispiel im Sinne des bohrenden oder des
verliebten Blickes.
Offene
und groß werdende Augen
Ein
Mensch, dessen Augen sich weiten und auffallend größer erscheinen,
sendet tendenziell zwei unterschiedliche Botschaften, abhängig
von der jeweiligen Situation.
Zum
einen kann es zum Ausdruck bringen, dass die Person ein Angstgefühl
überkommt. Eine solche Angst kann schnell übersehen werden, wenn
man nicht genau die Körpersprache des Klienten studiert.
Es muss aber nicht immer die
Schrecken inszenierende Spinne an der Decke sein, die Angst einflößt.
Angstausdrücke können zum
Beispiel eintreten, wenn eine Kündigungsmöglichkeit angesprochen
wird, die zugleich die Frage nach der existenziellen Grundlage
eröffnet.
Auf kommunikativer Ebene gibt es eine ganze Reihe von Reaktionsmöglichkeiten, die zu interpretieren sind. So können aufgerissene große Augen auch ein Überraschungsmoment als Ursache in sich tragen. Wenn Sie die Person mit einem Thema konfrontieren, das ihm oder ihr neu ist und deren Perspektive die Person womöglich überhaupt noch nicht im Sinne hatte, wären weit aufgerissene Augen ein sicheres Zeichen dafür, dass die Person ihre Überraschung nicht verbergen kann, was sie im Übrigen ja auch nicht tun muss. Sie erkennen daran die Unmittelbarkeit, mit der Sie der Person eine Überraschung zugefügt haben, ganz gleich, ob diese dann positiv oder negativ bewertet wird.
Es
ist ein Unterschied, ob die betreffende Person die Augen plötzlich
aufreißt - wie etwa in Panikzuständen oder akuten Angstsituationen
- oder ob die Person die Augen nach und nach immer weiter öffnet. In
letzterem Fall sprechen die Erklärungsansätze dafür, dass die
Person überrascht ist oder sehr konzentriert zuhört und geradezu
„aufsaugt“, was Sie mitteilen.
Sie haben ein größeres Maß an Verständlichkeit innerhalb der Kommunikation zu erwarten, je eher es Ihnen gelingt, Mimiken richtig zu verstehen. Umgekehrt sollten Sie nicht minder darauf achten, Ihre eigene Mimik zu reflektieren, um eventuellen Missverständnissen der Interpretation von vornherein entgegenzuwirken. Denn schließlich kann es Ihnen genauso passieren, dass die Person auf Distanz zu Ihnen geht, weil er Ihre weit geöffneten Augen fälschlicherweise nicht als Zeichen der Konzentration wahrnimmt, sondern als Andeutung Ihrer Müdigkeit.
Wegschauende Blicke
Ein
Wegschauen oder vor sich Hinschauen kann bedeuten, dass sich die
Person konzentriert und den Blick dadurch bedingt ins Leere verlaufen
lässt, damit der Betreffende nicht durch andere äußere Faktoren
oder Bewegungen abgelenkt wird. Auch wenn die
Konzentration und das Nachdenken in einer gewissen Blickversunkenheit
gut gelingt, wirkt es auf den Gegenüber eher als abwesende Reaktion.
Umgekehrt sollten Sie dem Gegenüber keinesfalls unterstellen, nicht
beim Thema zu sein oder notorisch unsicher zu wirken, nur weil der
Blick nicht direkt und klar auf Sie gerichtet ist.
Wenn der Blick durchgehend den direkten Kontakt
zum Gegenüber meidet, sollten Sie noch einmal direkt
fragen, ob das Gesprächsthema annehmbar ist oder dem
Gesprächspartner die Option anbieten, zu einem späteren Zeitpunkt das Thema
noch einmal anzuschneiden oder auch ganz außen vor zu lassen.
Ein
abgewendeter Blick gibt zwar grundsätzlich eine Wahrnehmungstendenz
vor, diese sollte aber immer wieder vom Betrachter kontrolliert und korrigiert werden können.
So
könnte es im Zweifelsfall sein, dass Ihr Gesprächspartner bei einem
abgewendeten Blick räumlich einfach zu dicht an Ihnen sitzt oder
dass er etwas Faszinierendes entdeckt hat, das seine
Blicke anzieht. Ebenso gut könnte es sein, dass er grundsätzlich
introvertiert, schüchtern, verlegen, traurig oder verstimmt ist oder
im für Sie schlechtesten Fall Sie nicht mag und nur widerwillig mit
Ihnen spricht.
Darüber hinaus hat der Blickkontakt bzw. das Vermeiden des Blickkontaktes auch starke kulturelle Hintergründe und Abhängigkeiten. Es kommt demnach für eine richtige Einschätzung erschwerend hinzu, dass eine Person aus einem entsprechenden kulturellen Hintergrund von vornherein den Blickkontakt meidet oder aber auch gezielt sucht. Japaner zum Beispiel meiden in der Regel den direkten Augenkontakt und schauen stattdessen auf den Hals. Auch in anderen Kulturkreisen Asiens und Lateinamerikas gilt der direkte Blick oftmals als respektlos und wird daher vermieden. Wie Sie sehen, können Verhaltensmuster falsch interpretiert werden, wenn man nur von seiner eigenen Perspektive und Wahrnehmungsgewohnheit ausgeht.
Zusammengefasste
Blickvarianten
- Augen sprechen eine eigene Sprache. Sie gelten als Spiegel und Ausdruck der Seele.
- Blicke können Freude, Trauer, Zorn, Angst und viele weitere emotionale Zustände ausdrücken.
- Den Blickkontakt zu suchen, wird allgemein als positiv empfunden, solange es nicht als ein Anstarren empfunden wird.
- Kulturelle Unterschiede können darüber entscheiden, ob der Blickkontakt gesucht oder vermieden wird.
- Demonstratives Wegsehen wirkt in der Regel unsicher, ignorant, provokativ, desinteressiert oder auch arrogant.
- Ein schräger Blick wird oftmals mit einer Geringschätzung gegenüber dem Gesprächspartner bewertet.
- Das kurze Heben der Augenbrauen wirkt meistens sympathisch, da es als Ausdruck der Freude wahrgenommen wird. Ebenso kann es jedoch Verwunderung ausdrücken.
- Weit aufgerissene oder auch nur weit geöffnete Augen können Ausdruck der Angst, aber auch der Überraschung sein.
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