Freitag, 26. März 2010

DDR: Die Entwicklung der 70er und Anfang der 80er Jahre

Wandel und Entwicklung in der DDR nach der Ära um W. Ulbricht in den 70er und Anfang der 80er Jahre

Wandel unter Honecker
Der Beginn der Ära Honecker 1971 markiert einen neuen Abschnitt in der DDR-Geschichte.
Unter Honecker fügt sich die SED wieder bedingungslos dem sowjetischen Führungsanspruch und bemüht sich, das "materielle und kulturelle Lebensniveau des Volkes" zu erhöhen.
Der VIII. Parteitag der SED beschließt im Juni 1971 die "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" und stellt neue Sozialleistungen in Aussicht.

Hinter der BRD zurück …
Trotz wirtschaftlicher Erfolge bleiben jedoch der Lebensstandard und die Qualität der Produkte in der DDR weit hinter dem westdeutschen Niveau zurück.

Devisenmangel und Wirtschaftskrise
Der Anstieg der Weltmarktpreise in den 70er Jahren belastet die Wirtschaft der DDR schwer. (Vgl. Ölkrise 1973)
Besonders die Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Westen werden immer drückender.
Mit der Einrichtung eines Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo) im Ministerium für Außenhandel versucht die DDR, der wachsenden Auslandsverschuldung zu begegnen.
Doch selbst die Geschäfte der international tätigen Kommerziellen Koordinierung beenden die chronische Devisennot der DDR nicht.

Honecker selbst…
Erich Honecker tritt bereits 1929 mit 17 Jahren der KPD bei. Während des "Dritten Reiches" 10 Jahre lang inhaftiert, wird er 1946 Vorsitzender der FDJ. Als Mitglied des Politbüros der SED seit 1958 organisiert Honecker 1961 den Bau der Berliner Mauer.
1971 wird er dann zum Ersten Sekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates gewählt. Nachdem Honecker 1976 auch den Vorsitz des Staatsrates übernommen hat, ist er - genau wie seinerzeit Ulbricht - der erste Mann in Staat und Partei der DDR.

Entwicklungen im Osten: Kommerzielle Koordinierung (KoKo)
Unter Mitwirkung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) wird 1966 der Bereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo) im Ministerium für Außenhandel eingerichtet.
Zum Leiter der zur Beschaffung von Devisen gebildeten KoKo wird der Staatssekretär und MfS-Offizier Alexander Schalck-Golodkowski ernannt. Er baut die KoKo zu einem bis heute undurchsichtigen Wirtschaftsimperium aus. Noch vor der Auflösung der KoKo im März 1990 flieht Schalck-Golodkowski dann am 3. Dezember 1989 nach West-Berlin, um seiner drohenden Verhaftung zu entgehen.
Die DDR weitet in den 70er Jahren ihren Handel mit dem Westen aus, um ihre Industrie zu modernisieren.
Aufgrund dessen und wegen der Explosion der Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt steigen die Auslandsschulden der DDR rapide an. Nicht nur die Importe aus dem Westen, sondern auch die Schulden müssen jedoch mit Devisen bezahlt werden.
Die Beschaffung der dringend benötigten Devisen ist vor allem Aufgabe der KoKo. In geringerem Umfang tragen aber auch die Intershops zur Deckung des Devisenbedarfs der DDR bei.
Seit 1976 untersteht die KoKo faktisch dem für Wirtschaftsfragen zuständigen Mitglied des Zentralkomitees der SED Günter Mittag. Außer Mittag haben nur noch Generalsekretär Erich Honecker sowie MfS-Chef Erich Mielke Einblick in die ansonsten völlig unkontrolliert agierende KoKo.
Zur Devisenbeschaffung schreckt die KoKo weder vor dem Verkauf von NS-Militaria und Kulturgütern aus der DDR noch vor internationalen Waffengeschäften zurück.
Außerdem unterhält sie weltweit etwa 160 Unternehmen, die zwischen 1966 und 1989 Devisen von rund 29 Milliarden D-Mark erwirtschaften - zu wenig , wie dann der Zusammenbruch der DDR 1989 zeigt.

Entwicklungen im Osten: Intershop, Exquisit und Delikat
Schon in den 60er Jahren herrscht in der DDR chronischer Devisenmangel. Zur Devisenbeschaffung wird deshalb 1962 die staatliche Handelsorganisation Intershop gegründet. Die an den Grenzübergangsstellen, auf den Transitstrecken und in Bahnhöfen eingerichteten Intershops verkaufen gegen Westwährung zollfreie Importwaren an Reisende aus dem "kapitalistischen Ausland".
Das Angebot der Intershops reicht von Nahrungsmitteln über Kleidung, Spielwaren und Schmuck bis zu Kosmetika. Vielfach sind diese Produkte in der DDR sonst gar nicht oder nur in minderer Qualität zu bekommen.
Durch einen Erlass des Ministerrates dürfen ab Februar 1974 dann auch Bürger der DDR über D-Mark verfügen und damit in den Intershops einkaufen.
Seit 1979 müssen sie ihr Westgeld jedoch vorher bei der DDR-Staatsbank in Forumchecks umtauschen. Diejenigen, die zahlungskräftige Verwandte im Westen haben oder auf anderen Wegen an Westwährung gelangen, können so die heiß begehrten Intershop-Produkte erwerben.
Die Entstehung einer "Zweiklassengesellschaft" führt zu Neidreaktionen seitens der Nichtdevisenbesitzer. Teilweise kommt es sogar zu Anschlägen auf Intershops.
Um die abzusehende Unzufriedenheit aufzufangen, werden 1962 Exquisit-Geschäfte eingerichtet. Sie bieten - neben hochwertigen DDR-Produkten - vor allem importierte Textilien und Lederwaren an, die jedoch mit Mark der DDR bezahlt werden können.
1976 folgt dann die Einrichtung der Delikat-Läden für importierte Nahrungs- und Genussmittel. Während sich die Intershops in etwa am Preisniveau der Bundesrepublik orientieren, sind die Preise in den Exquisit- und Delikat-Läden stark überhöht. Trotzdem ist der Bedarf an westlichen Produkten in der DDR groß. Ende der 80er Jahre gibt es etwa 250 Intershops, 350 Exquisit- und rund 550 Delikat-Geschäfte.

2 Kommentare:

  1. Die DDR war 1989 nicht "bankrott"!
    Vgl. die Untersuchungen des Ökonomen Karl Mai (Uni Bremen):
    http://www.praxisphilosophie.de/maiddroek.pdf
    http://www.memo.uni-bremen.de/docs/m9921.pdf

    Mai schreibt stellt z.B. im Hinblick auf die Staatsverschuldungsquote bezogen auf das BIP die Verschuldung der DDR- und der BRD-Bürger einander gegenüber: „Damit lag die Staatsverschuldung der DDR-Bevölkerung Ende 1990 pro Kopf bei 5.384,- DM […]. Die westdeutsche Bevölkerung brachte demgegenüber je Einwohner ca. 15.000,- DM öffentliche Schulden ins Vereinigungsjahr 1990 mit. Die tatsächlichen öffentlichen Schulden 1990 je Einwohner der DDR betrugen danach 35,9 % derjenigen der westdeutschen Bürger. Wo sollte also eher ein 'Staatsbankrott' thematisiert bzw. untersucht werden?“

    Weiter schreibt er u.a.: „Die langfristigen DDR-Wachstumsraten brauchen den Vergleich mit Westdeutschland nicht zu scheuen, wie neuere Untersuchungsergebnisse zeigen: Zwischen 1970 und 1989 stieg das BIP je Einwohner in der DDR auf 188,9 % und in der alten BRD auf 152,0 %. Ähnliches gilt für eine Unterteilung dieser Zeitspanne: Von 1970 bis 1980 wuchs das BIP je Einwohner in der DDR auf 147,9 %, in der alten BRD auf 129,1 %, also auch schon schneller. Und von 1980 bis 1989 stieg das BIP je Einwohner in der DDR auf 127,7 % und in der alten BRD auf 117,7 %, also im letzten Jahrzehnt insgesamt ebenfalls schneller. Dies ist das generelle Ergebnis der enormen Anstrengungen der DDR zur wirtschaftlichen Entwicklung, das mit durchschnittlich 3,3 % zu höheren jährlichen Wachstumsraten gegenüber der BRD in diesem ganzen zwanzigjährigen Zeitraum führte. Vergleichsweise stieg nach jüngster Mitteilung des Statistischen Bundesamtes ‚das Bruttoinlandsprodukt für das frühere Bundesgebiet in der Zeit von 1970 bis 1980 um durchschnittlich 2,9 % pro Jahr und im Zeitraum 1980 bis 1991 um durchschnittlich 2,6 % pro Jahr.‘ Dieser statistische Langzeitbefund wird manchen Leser überraschen. Dieser Fakt beim BIP je Einwohner zeigt ab 1970 eine ungebrochen wachsende Leistungskraft der DDR, die das Bild von der 'maroden DDR' deutlich aufhellt."

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  2. Hört sich ja nett an, grenzt aber an Geschichtsverfälschung. Man kann allein schon die Pro Kopf Verschuldung in der DDR gar nicht in dem Sinne geltend machen, weil bereits die Währung als solche keinen international gültigen Wert hatte und die Verstrickung zur Regierungseinflussnahme auf Kredite, Preise und Waren in einem durchgehend subventionierten Verhältnis stand. Mit anderen Worten: allein eine Pro Kopf Verschuldung in der BRD unter freien Gesetzen sagt nicht direkt etwas aus über die staatliche Wirtschaftskraft. Und in der DDR sagt sie eben so rein gar nichts aus. Wenn ich nichts habe und mich nur geringfügig verschulde, heißt das ja im Umkehrschluss eben nicht, dass ich zur Wirtschaftskraft beitrage. Null bleibt null, und wenn ich es noch so oft multipliziere...! Abgesehen davon ist das Wirtschaftswachstum der DDR nicht bei 188% gelegen. Ich kenne die Quellen nicht, die Sie da offensichtlich im Hintergrund einsetzen, aber selbst wenn es stimmen würde, sagte es nichts aus über die absoluten Zahlen. 188% von was ist die Frage. Von ein paar Schrauben, die dann nach Russland oder auch in die BRD exportiert worden sind?? Die tatsächliche Wirtschaftskraft lässt sich vielleicht an dem gesamten Angebot und der Kaufkraft bemessen. Und die war schäbig und verlogen. Und zuguterletzt: eine kritische Betrachtung der Deutschen Geschichte wäre mir lieber als diese ewige und dümmliche Verherrlichung eines Unrechtsstaates. Eine Kritik gegenüber der BRD macht die DDR eben nicht besser. Dabei gibt es durchaus sehr positive Aspekte der DDR, nur leider werden die auch in Ihren Kommentaren nicht bedacht. Aber so ist das wohl mit den ewig Gestrigen.

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