Sonntag, 10. Januar 2010

Epochen: Aufklärung

Aufklärung (1720-1785)

Idee der Toleranz und Vorstoß der Bildung
Freiheit und einheitliche Verfassung
Gegenüberstellung von Empfindung / Offenbarung und Vernunft und Geist
Lösung aus mittelalterlicher Struktur, dass der Mensch allein von Gott abhängig ist.
Der Mensch und sein Verstand wird als etwas Eigenständiges gesehen, ohne den Einfluss Gottes zu minimieren. Die Welt ist zwar von Gott erschaffen, der Lebensweg jedoch vom Menschen geprägt.

Sapere aude! = Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Wie eine riesige Welle erfasste eine philosophisch-gesellschaftliche Bewegung das Europa des 17. und 18. Jahrhunderts; sie veränderte das Bewusstsein des einzelnen ebenso wie die politischen Strukturen, löste ein altes, von religiösen Vorstellungen bestimmtes durch ein neues, naturwissenschaftlich geprägtes Weltbild ab.

Die Aufklärung ist der entscheidende Entwicklungsschritt in der Geschichte der Neuzeit: sie ist das wesentliche Moment für die Überwindung von Feudalismus und Absolutismus sowie die Erhebung der Ratio zum obersten Prinzip jeglichen Handelns.

Die Aufklärung bildet den Abschluss einer Tradition abendländischen Denkens und kann als Geburtsstunde unserer modernen Welt angesehen werden – mit all ihren Vorzügen und Schattenseiten.
Als literarische Epoche erscheint die Aufklärung in Deutschland im Gegensatz zu ihrer allgemeinen Bedeutung eher arm an hervorragenden Werken und Autoren. Das hat verschiedene Gründe: zum einen kamen die Hauptimpulse aus England und Frankreich, wo Schriftsteller und Denker wie Bacon, Hobbes, Newton, Locke, Hume, Descartes, Montesquieu, Voltaire, Diderot etc. ein System begründet hatten, das auf der Bedeutung von Vernunft und Erfahrung basierte und zugleich das Selbstbewusstsein des Bürgertums ausdrückte, das sich von politischen und ideologischen Bevormundungen löste.

In Deutschland war diese Entwicklung längst nicht so weit vorangeschritten; so gab es hier zwischen Leibniz und Kant auch kaum bedeutende Philosophen, die eigenständige Ansätze entwickelt hätten.
Im Vordergrund stand das Programmatische, das sich als befruchtendes, die Reflexion über Literatur förderndes Element in den zahlreichen theoretischen Schriften erwies, sich aber oft auch als Konstruiertheit und Trockenheit in Drama und Prosa bemerkbar machte.
Entsprechend gestaltete sich die literarische Landschaft, wo die moralischen Wochenschriften einen triumphalen Einzug einhielten. Hier konnte man Gedanken zum Kaffeegenuss oder zur Kleidermode ebenso finden wie Auseinandersetzungen mit Problemen der Pädagogik und der Ästhetik, alles mit dem Ziel, das Publikum zu einem vernünftig-tugendhaften und dadurch letztlich glücklichen Leben zu erziehen.
Mit demselben Anspruch behandelten die damals ebenfalls aufkommenden Gelehrten- und wissenschaftlichen Zeitschriften immer häufiger auch Fragen des literarischen Geschmacks. Als zentrale Figur legte Johann Christoph Gottsched u. a. mit seinem Versuch einer critischen Dichtkunst (1729) die Poetik der Epoche fest.

Klarheit und Deutlichkeit wurden nun an erster Stelle von der Literatur gefordert, die nach dem Motto prodesse et delectare ('nützen und erfreuen') das Vernünftige der Tugendhaftigkeit und die Lächerlichkeit des Lasters vor Augen führen sollte.
Gottsched, der sich auch um die Vereinheitlichung und Pflege der deutschen Sprache bemühte, verfocht das Ideal einer reinen Verstandesdichtung. Diese sollte durch schnörkellosen Stil und übersichtlichen Aufbau, mit festen Gattungsnormen nach antikem und französisch-klassizistischem Muster sowie unter Auslassung alles Unwahrscheinlichen und Phantastischen dem Leser moralisch-sittliche Einsichten vermitteln; in seinem Drama Der Sterbende Cato (1731), das – heute schwer nachvollziehbar – über Jahrzehnte ein Erfolgsstück war, hat Gottsched seine theoretische Position in die Praxis umgesetzt.

Doch selbst in den Reihen der Aufklärer regte sich bald Widerstand gegen die Starrheit dieser Postulate. Ein berühmter Literaturstreit entwickelte sich zwischen Gottsched und den Schweizern Johann Jacob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, die – obwohl in ihrer Grundhaltung überzeugte Aufklärer – die Auffassung vertraten, dass das Wunderbare in der Dichtung sehr wohl zulässig sei und sich diese nicht ausschließlich nach empirischen Wahrscheinlichkeiten richten müsse.
Überhaupt nimmt die Natur eine neue Rolle im Denken und Dichten ein, die im deutlichen Gegensatz zur jenseitsgewandten Weltbetrachtung des Barock steht. Natur gilt nun als vernünftiger Gottesbeweis: schließlich wird Gott nur noch als logischer Ursprung der Schöpfung, jedoch nicht mehr als darin waltendes Wesen angenommen.
Drei Bücher Fabeln veröffentlichte 1759 auch Gotthold Ephraim Lessing, sowie im selben Jahr eine Abhandlung vom Wesen der Fabel, in der er für Knappheit und Pointiertheit in dieser Gattung eintrat. Diese Eigenschaften kennzeichnen auf noch konzentriertere Weise das Epigramm, eine Kurzform, das als Mittel zur satirischen Gedankenäußerung gebraucht wurde und dem aufklärerischen Geist besonders entgegen kam. Lessing griff dieses Genre auf und brachte es zu einem Höhepunkt, indem er neben einer Sammlung eigener Sinngedichte 1771 auch Zerstreute Anmerkungen über das Epigramm veröffentlichte.
Lessing, der ähnlich wie Kant als großer Geist am Ende der Aufklärung deren Rationalismus teilweise überwand, war der einzige Schriftsteller, der in gleichem Maße auf literaturtheoretischem und -kritischem Gebiet sowie in der dichterischen Praxis hervorragende Bedeutung erlangte.

In den Briefe[n], die neueste Literatur betreffend (1759–1765), die er stilistisch und formal prägte, setzte er sich kompromisslos mit der zeitgenössischen Literatur auseinander, wobei er vor allem die damalige Neigung zur Schwärmerei unerbittlich angriff; die Hamburgische Dramaturgie (1767–69) wurde zur grundlegenden Poetik des bürgerlichen Dramas.

Mindestens ebenso einflussreich waren seine Bühnenwerke: Miss Sara Sampson (1755), Minna von Barnhelm (1767), eines der wenigen deutschen Lustspiele, das bis heute Gültigkeit behalten hat, das politisch brisante und an der antiken Tragödie orientierte Trauerspiel Emilia Galotti (1772), das dramatisierte philosophische Lehrgedicht Nathan der Weise (1779), ein Manifest der Toleranz, das bis in unsere Tage an Aktualität nichts eingebüßt hat.
Toleranz und der unbedingte Wille, vorurteilslos nach der Wahrheit zu suchen, waren Lessings Ideale, die er mit seinen Freunden Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai teilte. Mendelssohn, dem im Nathan ein literarisches Denkmal gesetzt wurde, sah im Judentum die Vernunftreligion der Aufklärung und hat entscheidend zur Integration der deutschen Juden beigetragen, einer Integration, welcher jene von ihm bekämpften Kräfte später ein brutales Ende bereiteten.

Vertreter
Johann Jakob Bodmer (1698-1783)
Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)
Johann Christoph Gottsched (1700-1766)
Friedrich von Hagedorn (1708-1754)
Albrecht von Haller (1708-1777)
Immanuel Kant (1724-1804)
Anna Luise Karsch (1722-1791)
Christian Ewald von Kleist (1715-1759)
Luise Adelgunde Kulmus (1713-1762)
Sophie von La Roche (1730-1807)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)
Gottlieb Konrad Pfeffel (1736-1809)
Johann Elias Schlegel (1719-1749)
Christian Felix Weiße (1726-1804)
Christoph Martin Wieland (1733-1813)

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