Samstag, 30. Oktober 2010

B. Brecht: Mutter Courage - Anmerkungen

Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder
Entstehung:
1939, Uraufführung 1941 in Zürich
Beschreibung:
Chronik des 30-jährigen Krieges (1618-1648)
Bestehend aus 12 Szenen (Bilderfolgen)
Der Planwagen der Mutter Courage steht als verbindendes Mittel zwischen den Figuren und dem Krieg.
Im Míttelpunkt steht Anna Fierling, alias Mutter Courage, die versucht im Schatten des 30 jährigen Krieges Gewinn zu machen und sihc und ihre Kinder zu ernähren.
Erzählte Zeit /Orte:
Frühjahr 1624 bis Januar 1636.
Umzüge vom mittelschwedischen Dalerna nach Polen, Mähren, Bayern, Italien, Magdeburg, Ingolstadt, Fichtelgebirge und Halle.
Sprache:
Anlehnung / Intertextualität zu Hasleks Roman: Die Abenteuer des braven Soldaten Schweijk.
dialketgefärbte und volksnahe Sprache, statt Dativ häufige Verwendung des Akkusativs.
"wo" häufig als Relativpronomen. Weitere Ausdrücke des Süddeutschen und des ausländischen Sprachraums.
Sprachwitz und Wortgewandtheit in einzelnen Dialogen (Mutter Courage und Landprediger) vorhanden.
Derbheit, aber auch Genauigkeit der Bewusstseinsstrukturen kommen durch die Wechselseitigkeit und Argumentationsstärke der Sprache zum Ausdruck.
Der Krieg:
Zentrales Thema des Stückes. Grundsätzliche Aspekte des Krieges, die im Sinne des dialektischen / analytischen / epischen Theaters dem Leser offenbart werden.
Der Krieg wird aus Glaubensgründen geführt, ist jedoch im eigentlichen Sinne selbst kein Glaubenskrieg. Denn die Religion wird von den Mächtigen missbraucht, um den Krieg zu legitimieren, der aus materiellen Gründen geführt wird. Der Glaube wird als Vorwand benutzt, um sich der eigenen Verantwortung zu entziehen.
Es zeigt sich darin das rücksichtslose Verhalten des hohen Militärs mit weiteren Auswirkungen für die Entscheidungen der Beteiligten.
Die Machtlosigkeit der Kleinen aber auch deren Mitläufertum.
Die Angst vor dem Tod zeigt sich bei fast allen Figuren, auch und gerade dann, wenn die Angst ignoriert wird.
Die Entwicklung zeigt, dass die kleinen Leute nicht in der Lage sind, tatsächlich Profit aus dem Krieg zu erlangen (vgl. Mutter Courage)
Zeitbezüge:
30 jähriger Krieg zeigt Parallelen zum 2. WK, wie zu jedem aktuellen Krieg.
Anspielungen auf die Ideologie und Politik des Faschismus.
Mutter Courage:
Sie ist in ihrer Denk- und Verhaltensweise nicht eindeutig zu bestimmen. Sie zeigt sowohl beschützende, mutige und entscheidungsfreudige sowie verteidigende, ehrhafte und moralische Züge auf der einen Seite, als auch auf der anderen Seite Züge der Vernachlässigung, der Profitgier, der materiellen Bevorzugung, des Egoismus, der reinen Selbsterhaltung und des Unmoralischen.
Sie hat ein direktes und existetielles Verhältnis zum Krieg, der sie ernährt.
Zu ihren Kindern hat sie ein nicht immer eindeutiges Verhältnis, wenngleich die guten Eigenschaften der Söhne eher im Vordergrund stehen als die ihrer sprachbehinderten Tochter Kattrin.
Mutter Courage nimmt grundsätzlich zwei Rollen ein, die sich an einigen Stellen "in die Quere" kommen. Die als Mutter und die Rolle als Händlerin. Auch die Rolle als Frau nimmt sie ein im Sinne eines unkonventionellen Lebensstils, der Nicht Religiosität, der Liebe zum Koch und der Rettung des Feldpredigers.
Die Schuldfrage:
Am Ende des Stückes ist nicht eindeutig offenbart, ob Mutter Courage sich schuldig macht oder nicht. Die zwei Pole der Verurteilung und der Rechtfertigung bleiben dem Leser überlassen, der sich erneut kritisch mit der Figur und ihrer Verhaltensweise auseinandersetzen muss.
Es stehen sich gegenüber:
-kriminelle Inkonsequenz
-eine Welt, in der es für den Einzelnen keine Auflehnung gibt
-die Einzigartigkeit, gefüllt aus den vielen Widersprüchen
-die Emazipiertheit und die Überforderung aufgrund der Doppelbelastung.

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