Mittwoch, 6. Januar 2010

Erörterung: Brauchen wir DSDS? (1)

Erörterung zum Thema “Brauchen wir DSDS ?”

Zur Zeit läuft im Fernsehen ein Aufruf , sich für die neue Staffel von DSDS zu bewerben. Dadurch stellt sich einem die Frage: ”Brauchen wir DSDS”?
Wieder einmal werden Tausende von jungen Menschen zu den Castings strömen, in der Hoffnung Superstar zu werden, Karriere zu machen und ein berühmter Pop-Star zu werden. Die Zuschauer werden sich erneut über Bohlens Sprüche amüsieren und die leichte Unterhaltung genießen, bei der sie nicht nachdenken müssen und ihre eigenen Probleme und die Probleme der Gesellschaft für kurze Zeit vergessen bzw. verdrängen können. Durch das Auswahlkonzept (Zuschauer voten per Telefon für die Kandidaten) in den Motto-Shows hat der Zuschauer das Gefühl mitbestimmen zu können und es entsteht Spannung durch die dramatische Inszenierung der Entscheidungsshow nach jeder Motto-Show, bei welcher der Zuschauer mit “seinem Favoriten” mitfiebert.
Im gesellschaftlichen Leben wird über DSDS geredet (“Für wen bist Du…?”) und wer nicht mitreden kann, wird schnell zum Außenseiter. DSDS ist also ein Kommunikationsfaktor in unserer Gesellschaft, in der sich die Menschen ansonsten nicht mehr viel zu sagen haben.

Anhand der vorangegangenen Staffeln kann man das “System” von DSDS erkennen, es basiert auf der Persönlichkeit von Dieter Bohlen und seinen Sprüchen. Während der Castings, aber auch in den Motto-Shows, werden die Kandidaten zur Belustigung der Zuschauer verbal nieder gemacht und bloß gestellt. Für die Kandidaten ist dieses sehr beschämend, sie werden zum Gespött der Leute gemacht und nach der Ausstrahlung der Sendung werden sie oftmals von ihrem sozialen Umfeld weiter gehänselt oder gemobbt. Das kann sie in psychische Krisen stürzen. Ferner werden sehr viele persönliche Faktoren der Kandidaten preisgegeben und persönliche Schicksale “ausgeschlachtet”.
Unter den Kandidaten herrscht großer Konkurrenzkampf und die Presse, angestachelt durch Dieter Bohlen, verpasst jedem ein bestimmtes Image.
Unverständlich ist, wie Eltern es zulassen können, dass sich ihre Kinder diesem Druck aussetzen. Sie verletzen damit ihre elterliche Fürsorgepflicht.
Selbst wenn die Kandidaten weiter kommen, folgt am Ende meistens eine große Enttäuschung und von den vergangenen Superstars hat man nach kurzer Zeit schon nichts mehr gehört. Sie geraten in Vergessenheit. Es gibt ja stets schnell einen Neuen, der vermarktet werden muss.
Auffallend ist auch, dass nicht allein das Talent der Teilnehmer entscheidend ist, sondern oftmals “untalentierte” Menschen weiter kommen, wenn sie beispielsweise Unterhaltungscharakter haben oder in Bohlens Vermarktungsschema passen. Denn eines ist ganz deutlich: Bohlen bestimmt die Sendung und auch später nimmt er großen Einfluss auf die “Superstars”. Entweder sie singen seine Musik und lassen sich von ihm produzieren oder sie verschwinden ganz in der Versenkung (z.B. Elly, die ihren eigenen Musikstil bevorzugte und nicht den Schlagerpop von Bohlen singen wollte).
Abschließend ist festzustellen, dass diese Sendung keinen informativen oder bildenden Wert hat. Sie ist lediglich leichte Unterhaltungskost, wobei nur eine bestimmte Form der Unterhaltung abgedeckt wird und sie auf eine bestimmte Zielgruppe, nämlich die der Mainstream - Jugend, ausgerichtet ist (Musikauswahl, Altersbegrenzung der Teilnehmer).
Auch wenn man Bohlen und diese Art des Fernsehens nicht mag, besteht die Gefahr diese Sendung anzusehen, da sie einen Seriencharakter hat und hat man eine Folge gesehen, möchte man wissen wie es weiter geht und wird somit “abhängig”.

Nach Abwägung aller Argumente komme ich zu dem Fazit, dass wir DSDS nicht brauchen, es basiert auf der Bloßstellung von Menschen, fördert nicht wirklich Karrieren und wer Talent hat wird auch ohne DSDS seinen Weg gehen. Vor allen Dingen sollten wir uns fragen, ob unsere Gesellschaft nicht schon genug unmenschlich und wenig hinterfragend ist und wir der jungen Generation nicht andere, wichtige Dinge wie Zusammenhalt, Achtung, Respekt, Bildung und nicht nur Kommerz vermitteln sollten.
Zur Verfügung gestellt von Chantal Kagel (nur leicht revidiert von SSC)

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