Dienstag, 12. Januar 2010

Bertolt Brecht: Das epische Theater und die Gesellschaft

Das epische Theater bei B. Brecht

Ein episches Theater soll in seiner Form erzählend sein, die Aktivität des Zuschauers wecken, ihn zu Entscheidungen führen und ihn dem Gezeigten gegenüberstellen.

Nachahmung (Mimesis) und Identifikation sollen im epischen Theater vermieden werden.
Vom Schauspieler verlangte Brecht ständige Reflexion. Der Darsteller sollte sich nicht wie in der traditionellen Theaterpraxis in die Rolle hineinversetzen, sondern sie und ihre Handlungen zeigen und diese gleichzeitig bewerten. Schauspieler sollten also selbst analysieren, das heißt von außen an eine Rolle herangehen, um dann ganz bewusst so zu handeln, wie es die Figur getan hätte.

Brecht wollte ein analytisches Theater, das den Zuschauer eher zum distanzierten Nachdenken und Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Zu diesem Zweck „verfremdete“ und desillusionierte er das Spiel absichtlich, um es als Schauspiel gegenüber dem wirklichen Leben erkennbar zu machen (Brecht nannte dies den „Verfremdungseffekt“).

Brecht vertrat die Auffassung der Dialektik vom Menschen als Produkt der Verhältnisse und seiner Fähigkeit, diese zu verändern.

Brecht nannte seine Neukonzeption des Theaters ursprünglich „episches Theater“, ging aber später dazu über, den Begriff „Dialektisches Theater“ dafür zu benutzen, da in Brechts Theater ein Widerspruch zwischen Unterhaltung und Lernen entstehen soll, was die Illusion des „Emotionalen Hineingezogenwerdens“ beim Publikum zerstören soll und damit einen von Brechts „Verfremdungseffekten“ hervorruft.


Theater und Gesellschaft

Theater und Gesellschaft standen für Brecht in einem ständigen Austausch und in einer Wechselwirkung zueinander. Theater sollte die Gesellschaft widerspiegeln und das im Theater Gesehene sollte den Zuschauer dazu anregen, über die Gesellschaft und seine eigenen Positionen nachzudenken. Dieser Denkprozess sollte nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen, weil der Zuschauer mit den gezeigten und gleichzeitig realen Zuständen nicht zufrieden ist und gegen diese rebelliert. Demzufolge sah Brecht das Theater auch nicht in seiner gemeinhin elitären Stellung für die Oberschicht, sondern als Lehrstück insbesondere für das Proletariat.

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