Mittwoch, 13. Januar 2010

Lyrik: Begrifflichkeiten in der Welt der Gedichte ...

Begriffe aus dem Bereich Lyrik:

Alexandriner
Der Alexandriner ist ein zwölfsilbiger, bei weiblicher Endung dreizehnsilbiger Vers mit betonter 6. und 12. Silbe, benannt nach dem altfranzösischen Roman d'Alexandre (um 1180).
Der deutsche Alexandriner besteht aus jambischen, meist paarweise gereimten sechsfüßigen Versen.

Der Blankvers
Der Blankversbesteht aus ungereimten fünfhebigen Jamben. Er ist der Vers des klassischen deutschen Dramas und wurde aus dem englischen Drama übernommenen.
Und an dem Ufer steh ich lange Tage,
Das Land der Griechen mit der Seele suchend.
(aus: Goethe, Iphigeniel I,1)

Alliteration (Stabreim)
Der Stabreim ist die älteste Form der Bindung deutscher Verse (Hildebrandslied), die im 9. Jh., später auch aus der englischen und nordischen Dichtung verschwindet.
Er entsteht durch Gleichheit der Anfangskonsonanten / Anfangslaute:
z.B. “Kind und Kegel“.

Anapher
Dies meint die Wiederholung syntaktisch beherrschender Wörter, wie zum Beispiel in:
"Wie flog, was rund der Mond beschien / wie flog es in die Ferne ..." oder
“Ich fordere Moral. Ich fordere Verständnis.“

Anapäst
Es ist ein steigender Versfuß mit zwei Senkungen "- - v".
Ein Beispiel mit vier Anapästen ist der Vers: "Übers Jahr, übers Jahr, wenn der Frühling dann kommt ..."

Bild
In der Literaturkritik fasst man unter dem Begriff Bild alle bildlichen und bildhaften Ausdrucksweisen.
Häufig wird auch der Begriff Metapher verwendet.

Binnenreim (Versreim)
Bei einem Binnenreim wird das Reimwort am Versende im Inneren der Verszeile wieder aufgenommen.
Ein Beispiel ist der folgende Vers: "So bald war's kalt ..."

Daktylus
Es ist ein fallender Versfuß mit zwei Senkungen "v--".
Ein Beispiel mit drei Daktylen ist der Vers: "Hab ich den Markt und die Straßen doch ..."

Ellipse (Parataxe)
Verkürzte Rede, in der die Aussage auf die wichtigsten Satzteile reduziert ist.
Ein Beispiel ist der Ausruf: "Eine schöne Geschichte!"

Enjambement (Zeilensprung)
Davon spricht man, wenn ein Satz über das Versende hinausgeht.

Epanalepse
Damit ist die Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang des Satzes gemeint.
“Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an.“ (Erlkönig)

Epipher
Damit ist die Wiederholung des gleichen Wortes am Ende von Wortgruppen, Sätzen oder Perioden gemeint.
Beispiele sind: "Oh Mutter! Was ist Seligkeit? / Oh Mutter! Was ist Hölle /
Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit / Und ohne Wilhelm Hölle!"
“Ich fordere Moral, du lebst Moral.“

Euphemismus
Etwas Schreckliches oder Feindliches wird gegenteilig bezeichnet.
Der Euphemismus ist der Anti-Vergleich, wie der Ausdruck "Kap der guten Hoffnung" zeigt.

Hebungen
Ein Wort setzt sich aus betonten und unbetonten Silben zusammen. Die betonten Silben heißen im Vers Hebung.
In Versen steht das Versmaß manchmal der natürlichen Sprechweise entgegen.

Hexameter
Der Hexameter als epischer Vers besteht aus sechs Versfüßen, zumeist Daktylen, wobei der letzte Versfuß um eine Silbe gekürzt ist.

Jambus
Es ist ein steigender Versfuß mit einer Senkung "- v".
Ein Beispiel mit dreiundeinhalb Jamben ist der Versanfang:
"Befiehl du deine Wege ..."

Kadenz
Mit der Kadenz wird der Schluss einer Verszeile bezeichnet. Endet eine Verszeile mit einer betonten Silbe, so heißt das „männliche Kadenz“, z.B. „Flut“, „Glut“.
Endet eine Verszeile mit einer unbetonten Silbe, so heißt das „weibliche Kadenz“, z.B. „Ferne“, „Sterne“.
Um die Untersuchung der Kadenzen für die Interpretation nutzbar zu machen, muss auch der Beginn der nächsten Verszeile analysiert werden; denn es ist wichtig, ob z.B. auf eine männliche Kadenz eine Hebung zu Beginn der nächsten Verszeile folgt, wodurch eine kurze Pause entsteht und im Allgemeinen die Verszeilen stärker voneinander abgesetzt werden.

Katachrese (Bildbruch)
Damit bezeichnet man die Verwendung eines nicht passenden, fehlerhaften oder fremden Ausdrucks.
Beispiele sind die "gepflückten Kartoffeln", die "laute Tränen" oder auch das "welke Licht".

Lautmalerei
Viele Wörter sind als Lautmalerei typischer Geräusche entstanden.
Der Name "Zilpzalp" beschreibt den typischen Gesang des entsprechenden Vogel.
So sind in den vielen Worten die typischen Geräusche der benannten Objekte nachempfunden. Im Gedicht verwendet man die Lautmalerei, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Die Vorherrschaft der Vokale "A", "O" und "U" erzeugt im Deutschen oft eine "düstere" Stimmung, während die Vokale "E" und "I" oft eine helle freundliche Stimmung hervorrufen.

Lehrgedicht
Ein Gedicht, das auf angenehme und unterhaltende Weise belehren will und dabei an keine bestimmte poetische Form gebunden ist, nennt sich allgemein Lehrgedicht.
Die Lehrdichtung des Mittelalters ist reich an praktischen und moralischen Hinweisen.

Leitmotiv
Wiederholtes Auftauchen eines Gegenstandes an bedeutsamer Stelle.

Limerick
Ein Limerick ist ein einstrophiges Gedicht mit fünf Versen in der Reimfolge AABBA.
Oft haben die Limerick anzüglichen oder humoristischen Inhalt und regionale Bezüge:
“Ein Astronomiefan aus Herne
Sprach seufzend beim Anblick der Sterne
Ach einmal nur dort
Lichtjahre weit fort
Sein Weib sprach:
Von mir aus sehr gerne“

Metapher
In der Metapher wird ein bestimmter Begriff in einen ursprünglich fremden Bedeutungsbereich übertragen.
Dieses Stilmittel findet sich zum Beispiel in den Ausdrücken wie "das Meer des Lebens" oder "der Strom des Lichts".“Löwe“ für tapferen Kämpfer.

Metonymie
(pars pro toto)
Hier steht das Besondere für das Allgemeine:
"Herd" für Haus und Familie, "weißes Haar" für das Alter.

Metrik
Die Metrik ist die Verslehre oder auch die Verskunst. Sie beschreibt den sprecherischen Aufbau von Versen.

Metrum (=Versfuß, Versmaß)
Das Metrum definiert für zwei oder drei aufeinander folgende Silben die Abfolge von Hebungen und Senkungen.

Das Zeichen "-" bezeichnet eine Senkung und "v" eine Hebung.
Der Dichter unterscheidet vier wichtige Metren, die beim Hörer bestimmte Stimmungen verstärken können:

Jambus:
- v: (steigend, zur Hebung hin) – gelehrt, Betrug

Anapäst: - - v
(steigend, zur Hebung hin) – Diamant, Katalog

Trochäus: v - (fallend, zur Senkung hin) – Leben - Rose

Daktylus: v - - (fallend, zur Senkung hin) – Königin, Heiliger

Spondäus: v v (zwei Hebungen)

Oxymoron
Verbindung zweier sich ausschließender Vorstellungen wie die "bittere Süße" oder die "schwarze Milch der Frühe".

Parallelismus
Unter dem Parallelismus versteht man die klare Gleichordnung von Satzkonstruktionen. "Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee."

Personifikation
Bei dem Mittel der Personifikation stellt man Dingen oder Abstrakta als Personen dar, wie zum Beispiel in "Der Winter ist ein rechter Mann."

Männlicher und weiblicher Reim
Die Reime werden verschiedentlich bewertet:

männlicher (stumpfer) Reim: die Reimworte enden mit einer betonten Silbe: "sag - mag". / Nacht - Wacht

weiblicher (klingender) Reim: die Reimworte enden mit einer unbetonten Silbe: "gesungen - gesprungen", Feuer / teuer.

Paarreim / Reimpaar:
mit dem Reimschema: aa bb cc ...-

Kreuzreim:
mit dem Reimschema: abab cdcd

verschränkter/ umschließender Reim:
mit dem Reimschem: abba (innerhalb von 4 Versen)

Der Rhythmus
Für ein Gedicht ist zunächst das metrische Schema wichtig. Die metrischen Schemata können zwar gleich sein ‑ es kann l000 Gedichte z.B. mit vierhebigen Jamben geben ‑ ; aber jedes Gedicht klingt anders.
Dafür sind der Satzbau, die Kadenzen und auch die Länge der Wörter verantwortlich. Außerdem kann ein Wort von seiner Bedeutung her gegen die Metrik besonders hervorgehoben werden.

Bsp.: Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!

Nach der metrischen Form wäre „dies“ eine Senkung und „ist“ eine Hebung.
Von der Bedeutung her muss jedoch dies“ betont werden. „Dies“ wird also gegen das Schema besonders hervorgehoben, da eine Unregelmäßigkeit vorliegt.
Man nennt diese Erscheinung „schwebende Betonung“.
Die Unregelmäßigkeit, also die schwebende Betonung, soll in dieser Verszeile wohl die Bewunderung des lyrischen Ichs über den Herbsttag ausdrücken. In vielen deutschen Gedichten ist es daher wichtig zu schauen, ob irgendwelche schwebende Betonungen vorliegen!
Der Rhythmus selbst muss für jedes Gedicht beschrieben werden. Man muss sich überlegen, ob er harmonisch oder stockend ist.

Schweifreim:
mit dem Reimschema: aabccb (innerhalb von 6 Versen)

Kehrreim:
Wiederholung eines oder mehrerer Verse am Ende der Strophe(n)

Silbe
Eine Silbe ist eine Lauchform, die aus einem Vokal oder Doppelvokal und Konsonanten besteht. Da die Vokale im Kehlkopf als Stimmlaute und die Konsonanten im Mund als Zischlaute gebildet werden, ist die Silbe die kleinste Sprecheinheit eines Wortes.
Die Silbe ist das kleinste rhythmische Wortelement, welches der Dichter zum melodischen Dichten verwenden kann.

Sonett
Ursprünglich "Klanggedicht", in Italien entstanden mit 14 Versen in zwei Teilen, von denen der erste aus zwei Strophen von je vier Versen, der zweite aus zwei Strophen von je drei Versen besteht.
Die ersten beiden Strophen haben das Reimschema des Kreuzreims oder des Paarreims.
Die letzten beiden Strophen bilden einen Schweifreim.
W. Shakespeare:
“Wir wünschen Blüte der Vollkommenheit,
Auf dass der Schönheit Rose nie verdorrt,
Doch ist dem Tod die reife Frucht geweiht,
So pflanz' ein Erbe ihr Gedächtnis fort.
Du lebst nur dir, der Schönheit Selbstgenuss,
Schürst eignen Glanz, der dich verzehrend scheint,
Schaffst Hungersnot aus reichem Überfluss,
Grausam dir selbst gesinnt, dein eigner Feind.
Heut bist du noch der frische Schmuck der Welt,
Der einz'ge Herold für des Frühlings Reiz,
Doch wenn dein Schatz in einer Blüte fällt,
Wird zur Verschwendung, süßer Filz, dein Geiz.
Hab' Mitleid, birg nicht überreiche Gabe,
Der Welt Anrecht, in dir und in dem Grabe.“

Strophe
In der Strophe bilden mehrere Verse eine größere rhythmische Einheit, die ein- oder mehrmals wiederholt wird, um ein Gedicht zu formen.

Symbol
In einem konkreten Gegenstand ("Kreuz, Ring") wird ein allgemeiner Sinnzusammenhang sichtbar. Manchmal spricht man auch von Emblem, wenn einem bestimmten Zeichen ein bestimmter Sinn zugeordnet ist.
Zum Beispiel ist die Palme ein Sinnbild der Treue.
Spezielle Symbolformen sind Synekdoche und Metonymie (pars pro toto): Im letzteren Fall steht das Besondere für das Allgemeine, wenn mit dem "Herd" für Haus und Familie oder mit dem "weißes Haar" für das Alter beschrieben wird. Beim erstgenannten Begriff steht umgekehrt das Allgemeine für das Besondere, wenn zum Beispiel das "Sterbliche" den Menschen symbolisiert.

Synekdoche
Vgl. Symbol.
Hier steht das Allgemeine für das Besondere
Bsp.: das "Sterbliche" steht für den Menschen

Vers
Eine Zeile im Gedicht heißt Vers.
Im älteren Wortgebrauch wird der Begriff Vers auch für eine Strophe oder eine ganze Gedicht verwendet.

Zäsur
Stets an gleicher Stelle liegende Pause in einem Vers.

Zeugma
Ein Verb beherrscht mehrere gleichgeordnete, aber nicht gleichartige Objekte bzw. Sätze. Ein Beispiel ist der folgende Satz:
“Ich heiße nicht nur Heinz Erhardt, sondern Sie auch herzlich willkommen.“

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