Samstag, 30. Januar 2010

Georg Trakl: Der Herbst des Einsamen (Anmerkungen)

Anmerkungen zum Gedicht "Herbst des Einsamen" von Georg Trakl

Formale Aspekte:
„Der Herbst der Einsamen“ ist ein für Trakl typisches Gedicht. In seinem Werk überwiegen die Stimmungen und Farben des Herbstes, dunkle Bilder des Abends und der Nacht, des Sterbens, des Todes und des Vergehens.

Georg Trakls Gedicht ist in drei Strophen gegliedert. Die Strophen sind gereimt und bestehen aus je sechs Verszeilen. Das Reimschema ist der Kreuzreim, da sich immer die letzten Wörter jeder zweiten Zeile reimen. („Fülle – Tagen – Hülle – Sagen – Stille – Fragen“)

Das Metrum ist ein 5-hebiger Jambus mit weiblich klingenden Kadenzen. Der Rhythmus ist sehr langsam und regelmäßig, nur in der fünften Zeile der dritten Strophe ist der Rhythmus gebrochen, dort treffen drei Hebungen aufeinander. („Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen“)
Enjambements findet man jeweils in der fünften Zeile der ersten und zweiten Strophe sowie in der dritten Verszeile der dritten Strophe.

Weitere Formelemente sind Alliterationen („voll Frucht und Fülle“, „Der Flug der Vögel“, „Die Wolke wandert übern Weiherspiegel“, „Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde“, „Es rauscht das Rohr“) und Assonanzen („von alten Sagen“, „die milde Stille“, „aus den blauen Augen“).

Das Gedicht wird mit jeder Strophe düsterer, was auf die gehäufte Verwendung von dunklen Vokalen zurückzuführen ist. (2. Zeile: „Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen“, 17. Zeile: „Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen“)

Trakl verwendet sehr viele attributiv gebrauchte Adjektive. („Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen“) Mithilfe der Farbadjektive verstärkt er die Stimmung. Die dominierenden Farben sind rot, blau und schwarz, wobei sie zum Ende hin immer dunkler werden. („im roten Wald“, „des Abends blauer Flügel“, „die schwarze Erde“). Blau steht für Ruhe („Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.“), rot für die Liebe („Und Engel treten leise aus den blauen Augen der Liebenden, die sanfter leiden.“) und schwarz für den Tod. Die Sprache ist sehr bildhaft.

Stimmungsbilder und sprachliche Mittel:
Der Herbst hat von der Landschaft Besitz ergriffen und der Winter ist nicht mehr fern. Diese Stimmung wird von sprachlichen Bildern („Der dunkle Herbst“) und Metaphern („voll Frucht und Fülle“) unterstützt. Der „vergilbte Glanz von schönen Sommertagen“ lässt die fallenden Herbstblätter erahnen.

Man erinnert sich an Vergangenes, („Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.“) während die „kahlen Weiden“ vom kommenden Winter künden.

Die milde Stille ist „erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen“. Das „Kreuz auf ödem Hügel“ ist möglicherweise die Antwort auf die Frage, was nach dem Tod kommt.

Der ruhige Rhythmus wird von diversen Bildern unterstützt. („Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde“, „In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden“)

Die Nacht zieht herauf („Bald nisten Sterne in des Müden Brauen“) und die Stimmung wird düsterer. („anfällt ein knöchern Grauen“)

Der Titel („Der Herbst des Einsamen“) enthält bereits zwei wichtige Motive: den Herbst und die Einsamkeit.

Ein weiteres Motiv ist das Kreuz. („Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel“) Das Kreuz als mehrdeutiges Symbol steht einerseits für den Tod aber auch für die Erlösung. Der Tod kommt auch als eigenständiges Motiv vor. („dürres Stroh“, „von den kahlen Weiden“)

Der Herbst des Einsamen stimmt sehr traurig und auch nachdenklich. Die empfundene Einsamkeit wird mit dem geringeren Leiden von Liebenden kontrastiert. - Jedoch wird auch diesen trotz der himmlischen Begleitung durch Engel keine offene Freude zugeschrieben. Die Liebe hilft den Menschen aber ihr Schicksal anzunehmen. („Und Engel treten leise aus den blauen Augen der Liebenden, die sanfter leiden.“)

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