Samstag, 16. Januar 2010

Ästhetik bei Friedrich Schiller

Ästhetik und Schönheit bei Friedrich Schiller (1759-1805)

Schillers ästhetische Beurteilung verlagert sich von der geschichtlichen Entwicklung und dem Stellenwert des Menschen hin zum Stellenwert der Kunst in der Geschichte der Menschheit.
Schiller setzt sich in der Schrift „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ mit Kants „Analytik des Schönen“ auseinander.

Die Kunst:
Schiller weist der Kunst eine hohe Bedeutung zu, nämlich bei der Schaffung eines ethischen Vernunftstaates eine tragende Rolle innezuhaben. Der Übergang von Naturstaat zu Vernunftstaat muss kontinuierlich verlaufen, bei dem der Mensch das harmonische Zusammenspiel zwischen Geist und Natur, Pflicht und Neigung erlernt.
Dabei ist auch und gerade die Kunst Zeichen dessen und kann die Erziehung vorantreiben. Denn: Das Kunstwerk bietet selbst eine Verschmelzung von Stoff und Form, von Materie und Geist, von Vernunft und Sinnlichkeit.

Der Schein:
Die Natur erhebt den Menschen von der Realität in den Schein, bedingt durch die Sinne des Sehens und des Empfindens.
Der Schein lässt den bloßen Verstand hinter sich. Der Schein kann etwas selbständiges sein, sofern der Mensch ihn loslöst von der Wirklichkeit.
Um in dem Schein zu verweilen, bedarf der Mensch der Empfindung, also der Liebe.
Alles wirkliche Sein der Natur ist getrennt von der Empfindung des Menschen. Der Schein hingegen ist Teil der Empfindung des Menschen. Daher soll sich der Mensch den Schein zu eigen machen, damit er am Ende den Zusammenhang der Natur erkennt und Freiheit erfährt.

Dichtung und Schein:
Der Künstler (der Dichter) muss im Scheine leben, in dem „wesenlosen Reich der Einbildung“. Versucht der Dichter die Existenz, also die Praxis der Realität mit hinein zu nehmen, tritt er aus dem Ideal des Scheins heraus.
Der Schein kann nur dann ästhetisch sein, wenn er sich an die Realität klammert oder versucht, diese zu kopieren.
Ist der Schein nicht ästhetisch, kann der Schein auch nicht mehr dazu dienen, die Freiheit des Geistes zu beweisen.

Grundsätzlich kann die Realität in der Kunst auftreten, der Dichter darf in seiner Empfindung des Scheins aber keine Rücksicht auf die Realität nehmen. Die Ästhetik würde hierdurch verloren gehen.

Wenn die Kunst die Ästhetik des Scheins behält, trifft man auf ein Ideal, das durch den Freiheitsgeist das wirkliche Leben regieren wird und damit die „Ehre über den Besitz“, „den Gedanken über den Genuss“, „den Traum über die Existenz“

Weitere Unterteilung in:
Ästhetischer Staat (beruht auf der Freiheit des Menschen)
Dynamischer Staat (beruht auf dem Recht der Menschen)
Ethischer Staat (beruht auf den Pflichten der Menschen)

Der dynamische Staat versucht die Natur zu bezähmen.
Der ethische Staat macht die Natur moralisch notwendig, indem der einzelne Wille dem Willen der Allgemeinheit unterworfen wird.
Der ästhetische Staat macht die Natur und damit die Gesellschaft wirklich, weil der Wille des Ganzen durch das Individuum verwirklicht wird.

Das Bedürfnis und die Vernunft stehen der Schönheit gegenüber.

Die Schönheit (im ästhetischen Staat):
Die Schönheit ist gekoppelt an den Geschmack und stiftet Harmonie im Individuum.
Die Schönheit schafft ein Ganzes und vereint die Sinnlichkeit und den Geist. Die Schönheit vereint somit auch das Individuum und das Ganze – umschrieben mit dem Begriff der Gattung.
Die Sinnlichkeit allein macht nur das Individuum glücklich.
Das absolut Gute (ethische) macht nur theoretisch glücklich, nicht aber praktisch.
Die Schönheit beglückt das Individuum und die gesamte Welt.
In einem solchen ästhetischen Staat regiert die Freiheit der Bürger, in der jeder das gleiche freiheitliche Recht hat. Es ist das Ideal der Gleichheit.

Wo existiert ein solcher ästhetischer Staat (des schönen Scheins)?
Überall dort, wo das Bedürfnis danach die Seele regiert und jeden Einzelnen ergreift.
Möglich ist dies durch „kühne Einfalt“, „ruhige Unschuld“, „Freiheit“, „Würde“ und „Anmut“.

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